Mittwoch, 23. August 2017

die reise - 3.tag


3.tag

am morgen ist da ein schatten.
ich räume gerade teller und kaffeetasse, honig und marmelade auf den tisch mit bergblick vor der hütte.
war wohl nichts.
ich bestreiche das selbstgemachte walnußbrot der wirtin mit selbstgemachtr zwetschgenmarmelade.
dann ist er da.
ein großer brauner hund.
allein.
niemand weit und breit.
er beleckt meine beine und marschiert dann durch die offene tür in die hütte.
wo er alles beschnüffelt, was nicht bei zehn auf dem tisch liegt.
währenddessen läuft mein ichhabeinehundehaarallergie- und wennderbeißt-modus im dauermodus.
an niedere instinkte andocken.
fressen und saufen geht immer.
denke ich.
und hole zunächst eine schüssel mit wasser.
keine reaktion.
aber ich habe ja schinken und wurst, das müßte doch ….
treffer!
ich bekommt brauni aus der hütte.
und da höre ich auch schon die rufe.
„ja, der geht immer in die hütten.“
toll.
ich bin froh, daß brauni weg ist und erwähne nicht meine hundephobie,
die mir vielleicht ein „immer (wieder)“ ersparen könnte.

ein fehler.
ein paar minuten später ist brauni wieder da.
scheiße.
jetzt bin ich jedoch gewappnet.
hüttentür zu.
kein sabber an schuhe und medikamente, die auf dem boden liegen.
ich hole schinken.
und spüre braunis zähne, der mir den schinken aus der hand frißt – noch bevor ich diesen in richtung hundeheimweg werfen kann.
aber rettung naht.
der mann der wirtin kommt mit de, um sein dammwild zu versorgen.

sie müssen einfach sagen „geh nach hause!“ meint er.
uff.
später erzählt ermir noch, daß brauni ein therapiehund sei.
für den kindergarten.

#

natürlich leisten mir auch wieder die wespen beim frühstück gesellschaft und die große nacktschnecke ist auch wieder da.

#

ja, da müssens zum doktor.
meint der wirtinmann.
als ich ihm von der zecke erzähle.
die ich gestern abend ertastet und beim kratzen entleibt habe.
danach war an schlaf nicht zu denken.
bis weit nach mitternacht las ich in meinem leukämiebuch.
alles ist relativ.
auch zecken.
aber autosuggestion bei mir … eben nicht.
zum glück gab es diesen elfuhrtermin heute, zu dm mich die wirtin abholen wollte.
wegen der weintrauben.
zum abend.

zuviel natur.
zecken, wespen, hunde.

und der blick ist immer noch SO SCHÖN.



#

„das ist keine zecke.
und wenns rot wird, sehn wirs dann ja.“
hm.

statt zum arzt zu gehen, schlägt mir die wirtin eine wanderung vor:
„das ist ein schöner weg“
„und auch nicht so lang“
und so mache ich das, was ich nicht wollte.
ich wollte ja nurruhe.
und MIT BLICK dieses verdammte arbeitsthema finden, formulieren, formatieren.
stattdessen wandere ich.
mit sandalen.
am gleinkersee entlang zum sensenwerk.
und weiter bergauf bis zum haus der wirtin.
was mir ein „na, des hätt ich nun nicht gedacht, daß sie bis hernauf kummen.“ einbringt.

#

meine panik – tiere! - hatte ich a., der in südtirol wandert, kurz mitgeteilt, der fragt, ob er sonntag kommen soll.
heute ist freitag. und sonntag fahre ich schon weiter.
back in zivilisation.

soll er bleiben.
immerhin weiß ich jetzt mit brauni umzugehen – der mittlerweile schon zweimal wieder da war – und was den zeckenbiß anbelangt, na, entweder es ist nichts oder „wenns rot wird, sehn wirs dann ja“.
die wespen nerven.
trotz honigteller zehn meter weiter.
ob zeckenspray gegen wespen hilft?
oder ist chemiewaffeneinsatz verboten?
#

es regnet.
seit einigen stunden.
ich sitze vor unter dem vordach der hütte und lese meinen leukämieroman, nebenbei höre ich radio.
ö1 interviewt eine ottakringer spö-abgeordnete, welche die besorgnis der interviewerin über die parallelgesellschaft im zehnten wiener bezirk nicht teilen will. In den nachrichten wird berichtet, daß vierzig prozent der straftaten von menschen nichtösterreichischer herkunft verübt werden – und einordnend auf den bevölkerungsanteil (fünfzehn prozent) hingewiesen. es folgt eine sendung über hass im netz, die ich mir spare.

da das programm draußen keine änderung verspricht, gehe ich ins bett. mit dem buch.
ich sehe zum großen weißen haus von brauni.
ein fenster ist erleuchtet und ich denke, wenn ich – wie vermutlich die leute in dem weißen haus - einen fernseher hätte, würde ich die overdose fauna wohl gar nicht so bemerken.

#

gestern gab es nach dem regen diesen regenbogen in fullhd.
einmal über das ganze tal.
soetwas großartiges habe ich noch nie gesehen.

#




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen